Christian Badel zeichnet den Florakiez (12)

Von | 9. Januar 2018

Florastraße 37 (© Christian Badel)

Illustrator, Dozent und Kiezgesicht Christian Badel ist oft mit Zeichensachen rund um die Florastraße zu sehen. In loser Folge porträtiert er an dieser Stelle die Häuser im Kiez – die pompösen und die  schönen, die alten und die neuen, die unscheinbaren und die unansehnlichen.

Dieses Florastraßenbild ist jenseits der Mühlenstraße entstanden. Es ist die Nummer 37. Der gewaltige Bau, fast burgähnlich anmutend, überragt die umgebenden Häuser. Die Fassade ist eher zurückhaltend und streng gestaltet. Die älteren Balkongitter enthalten filigrane Jugendstilelemente und das Haus wird durch eine schöne geschwungene Fassadenkrone mit Doppelrundfenstern abgeschlossen. Dazu lohnt ein Blick nach oben: Zwei kleine runde Puttenmedaillons zwischen Beletage und drittem Stockwerk sind die einzigen verspielten Stuckelemente.

Vertikale Strängen links und rechts vom zurückgesetzten portalartigen Eingang ziehen sich mit Erkern und Balkonen über mehrere Stockwerke und gliedern die gewaltige Fassade. Sie lassen sehr geräumige Wohnungen vermuten. Das auffallend hohe Erdgeschoss mit seinen markanten Rundbögen war anscheinend von Anfang an als repräsentative Geschäftsetage im Arkadenstil geplant.

Im Haus befindet sich heute der beliebte „Asia-Markt“ mit den netten vietnamesischen Verkäufern. Hier bekommt man neben asiatischen Köstlichkeiten frisches Gemüse und Obst. Weiterhin findet man im Haus die „Buchdisko“, ein Buchladen mit gutem Angebot und kompetenter Beratung durch Inhaberin Krischa Hasselbach. Sie hilft gerne und bietet ein interessantes Programm an kleinen, feinen Veranstaltungen und Lesungen.

Gleich nebenan befindet sich eines der beliebtesten Cafés der Florastraße: „Wo der Bär den Honig holt“. Hier bekommt man nicht nur hervorragenden Kaffee, sondern auch leckeren Kuchen. Mit Blick durch die großen Schaufenster auf den belebten Teil der Florastraße und hetzende Passanten auf dem Weg zum U- und S-Bahnhof Pankow kann man hier entschleunigen und ausgezeichnet frühstücken. Besonders, wenn man das Glück hat, einen der beiden begehrten Fenstertische zu ergattern. Im Sommer sitzt man am besten Draußen direkt vor den großen Fenstern, etwas erhöht über dem Trottoir.

An den Wänden des Cafes hängen jede Menge Bilder und Grafiken mit Bärenmotiven. Ein Hinweis auf den Cafénamen oder vielleicht auch darauf, dass hier früher in Pankow der Bär steppte. Denn älteren Bewohnern der Straße ist noch das Gasthaus „Grütze“ bekannt. In der alterberliner Kneipe mit 60 Plätzen bekam man von der kernigen Bedienung ein typisch berliner Speisenangebot und üppige Bierauswahl vom Fass geboten. Hier ging man in Pankow essen und feiern. In einem noch nicht verschwundenen Interneteintrag kann man noch lesen: „Trinken, Essen, Salatbuffet und Matjeskarte, gut bürgerlich, Speisen, Weinbar, Kneipe, Gesellschaftsraum, Restaurant Berlin“.

Über die Pankower Stadtteilgrenze bekannt war das Programmangebot des Gasthauses. Hier steppte nicht nur der Bär. So war zum Beispiel regelmäßig die exzentrische Schauspielerin, Sängerin und Entertainerin Lotti Huber zu Gast. Sie feierte hier mit ihrem letzten großen Programm „Für euch“ 1997 ein rauschendes Fest. Ein Augenzeuge berichtet, dass die schillernde Diva mit falschen Wimpern und schreiend bunten Gewändern dort bis zum Morgen auf dem Tisch tanzte.

Das Gasthaus Grütze gab es übrigens dort bis Ende der 90er Jahre. Es befand sich in den Räumen der heutigen Buchdisko und des Cafés. Erst durch die der Sanierung wurde der große Gastraum in zwei Mieteinheiten unterteilt.

Wer ein Bild kaufen oder in Auftrag geben möchte, kann Christian Badel auf der Seite www.kikifax.com und bei Facebook besuchen. Inzwischen wurde auch eine Postkarten-Serie aufgelegt. Die Motive sind in der Buchdisko, im Buchsegler, bei Pankerad, im Fotostudio ISO25 sowie im Café Schönhausen erhältlich.

3 Kommentare zu “Christian Badel zeichnet den Florakiez (12)

  1. Peter kühn

    Das Bild ist sehr gut. Kann man es erwerben und zu welchem Preis
    Mfg peter

    1. Poltergeist kann lesen!

      Vielleicht nicht nur Bilder gucken.
      Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

  2. jennico

    Die Brehmestraße ist im frühling/sommer eine der schönsten Pankower Allen mit durchgehendem Altbaubestand. Eine Augenweide. ich wünschte, sie würde verkehrsberuhigt.

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