Monats-Archiv: April 2014

Der Siebenstern öffnet wieder

Das Schaukelpferd hat überlebt

Das Schaukelpferd hat überlebt

Nichts erinnnert mehr an den Brand vor fünf Monaten im Kinder-Secondhandladen in der Florastraße 26 in Pankow. Die Fensterrahmen leuchten weiß und im Laden riecht es nach frischer Farbe und neuem Holz. Die ersten Kindersachen liegen bereits in neu gebauten Regalen und in die Schaufenster ist Leben eingezogen.

Ende Mai/Anfang Juni will Hendrike Reiner ihren Siebenstern wieder öffnen. Als sie damals, Anfang Dezember, mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt wurde, war es ein Schock. Schnell wurde klar, es ist auch ein wirtschaftlicher Totalschaden. Nicht nur, dass Flammen und Ruß nahezu alles zerstört oder unbrauchbar gemacht hatten, durch den Brand wurde auch die Heizungsanlage beschädigt, so dass zusätzlich auch noch 100 Liter Wasser in den Laden flossen. Ein Brand-/Wasserschaden war die Folge – ausgelöst durch eine defekte Weihnachtsbeleuchtung.

Ein Neustart braucht Nerven

Figuren im Fenster

Figuren im Fenster

Alles musste raus. Experten einer Brandsanierungsfirma entsorgten den Sondermüll und leisteten ganze Arbeit. Der Boden, die Heizungsanlage, die Wände… alles wurde erneuert. Drei Monate dauerten die Arbeiten, und Reiners ist zufrieden. Ihre Baustelle in der Florastraße ist eine der wenigen, die sich nicht verzögert und auch nicht verteuert hat. Sie fühlte sich gut betreut. Genauso wie von ihrer Hausverwaltung, die sich kooperativ und hilfsbereit zeigte. Von den Behörden kann sie das nicht sagen.  Regelrecht überwältigt war Reiners von der Solidarität ihrer Freunde und des Kiezes. Unter dem Motto “Ein Licht für den Siebenstern!”  baten andere Ladenbesitzer um Spenden. Rund 500 Euro kamen so zusammen. Von diesem Geld hat Reiner den Verkaufstresen gebaut. Ein Zeichen daran soll dauerhaft an die Solidaritätsaktion erinnern. Freunde unterstützen sie emotional und wuschen – ganz praktisch – Kleiderbügel in ihren Spülmaschinen, nur leider fingen die Bügel danach an zu rosten. Nun hat sie also doch neue gekauft. 4000 Stück, zu einem Sonderpreis bei Ebay. Nach der Kernsanierung folgte der Innenausbau und Reiners nutze die Gelegenheit, die eine oder andere Ecke neu zu gestalten. Und wieder halfen ihre Freunde, an mehreren Wochenenden wurden gemeinsam Regale angeschraubt.

Ankauf startet später

Die Zeit, die der Siebenstern geschlossen war, nutzte Reiner auch dafür, Kinderkleidung anzukaufen, so dass sie erst einmal eingedeckt ist. Allerdings fehlt derzeit noch der Überblick über den Bestand. Alle, die Kinderkleidung verkaufen möchten, können gerne im Laufe des Juni nachfragen, ob es Bedarf an den jeweiligen Größen gibt. Hendrike Reiner nimmt nicht auf Kommission an, sondern kauft die Ware direkt an. Das ist für beide Seiten weniger Aufwand. Allerdings bekommt man etwas weniger als die Hälfte des Ladenpreises – dafür trägt sie das Risiko, und man selber ist seine Sachen sofort los.

Hell erleuchtet: “Ein Licht für den Siebenstern”
Bügel waschen für den Kinder-Secondhandladen Siebenstern
Feuer im Siebenstern

Die Busse kommen jetzt öfter

So wirbt die BVG für den dichteren Takt

So wirbt die BVG für den dichteren Takt

Die Buslinien M27 und 250 fahren ab sofort häufiger durch den Florakiez. Weil Berlin wächst und die Zahl der Einwohner, Touristen und Berufspendler steigt, baut die BVG ihr Angebot in zwei Schritten aus.  Der Senat hat dafür vier Millionen Euro bereitgestellt.

Prinzipiell eine gute Sache. Was der dichtere Busverkehr für die zeitweise ohnehin schon überlastete Florastraße bedeutet, muss sich zeigen. Ob der notorisch unpünktliche M27 dadurch zuverlässiger wird, ebenso. Im Herbst ist dann die U2 an der Reihe.

Die Verbesserungen für den Florakiez

Bus M27
Der 6- bzw. 7-Minuten-Takt beginnt von Montag bis Freitag bereits eine halbe Stunde früher – um 6.30 Uhr – und geht bis 20.00 Uhr durch (bisher bis 18.00 Uhr).

Bus 250
Der 10-Minuten-Takt gilt von Montag bis Freitag durchgängig von 6.00 bis 18.00 Uhr. Bisher wurde teilweise im 20-Minuten-Takt gefahren.

U2 (ab 24. August)
Nach den Sommerferien wird auch die U2 aufgewertet.
Der 4-Minuten-Takt wird von Montag bis Donnerstag um eine Dreiviertelstunde bis 19.15 Uhr verlängert, am Freitag bis 18.45 Uhr. Auch der folgende 5-Minuten-Takt wird ausgedehnt: Von Montag bis Freitag um eine Dreiviertelstunde bis 21.15 Uhr, am Samstag um gut zwei Stunden bis 22.45 Uhr.

Mehr Informationen:
Erweitertes Angebot seit 27. April
Erweitertes Angebot ab 24. August
Linienplan M27
Linienplan Bus 250

Im Streit um den Zaun ist der Ausgang offen

Der umstrittene Zaun

Der Zankapfel

Die schwarz-gelbe Pracht vor dem Eckhaus Florastraße 79 beschäftigt die Behörden weiter. Die Gemüter befinden sich immer noch in Wallung, auch wenn sich einige Bewohner des Florakiezes mittlerweile an den umstrittenen Zaun gewöhnt haben. Das Gebilde könnte nun doch zum dauerhaften Bauwerk werden.

Noch im Januar schien klar zu sein, dass der Zaun illegal errichtet worden ist. Doch die Situation ist komplizierter. Der Hauseigentümer hat dem Bezirksamt inzwischen eine sanierungsrechtliche Genehmigung aus dem Jahr 2008 vorgelegt, die auch den Zaun umfasst. Das Papier stammt aus der Zeit als Michail Nelken Baustadtrat war. Das ist der Linken-Politiker, in dessen Amtszeit auch die Genehmigung der Zerstörung eines Teils der Kleingartenanlage Famos in der Brehmestraße fällt.

Der heutige Baustadtrat, Jens-Holger Kirchner von den Grünen, muss sich mit den Folgen herumschlagen. Die Juristen seiner Behörde prüfen, wie das Papier zu bewerten ist. Denn der Hausbesitzer kann zwar auf die sanierungsrechtliche Genehmigung pochen, hat aber keine Baugenehmigung und auch kein Okay des Denkmalschutzes. Außerdem steht der Zaun teilweise auf öffentlich gewidmeten Straßenland – auch wenn sich das Grundstück in Privatbesitz befindet.

Der Ausgang sei “völlig offen”, sagte Kirchner gegenüber florakiez.de. Es müsse geklärt werden, welches Recht Vorrang habe. Es sei sowohl denkbar, dass der Zaun zurückgebaut werden muss, als auch, dass er stehen bleiben kann. Für die Interessen des Hausbesitzers spreche, dass der Zaun im Prinzip nur den Verlauf der früheren Vorgärten nachempfinde und den Gehweg nicht schmaler mache als vor den übrigen Häusern in der Florastraße.

Die Immobilie mit 32 Wohnungen und Gewerbeeinheiten sowie die direkt anschließende Brachfläche in der Neuen Schönholzer Straße gehören laut der Hausverwaltung seit über zehn Jahren einem italienischen Geschäftsmann, der jetzt auf der Hofseite mehrere Fahrstühle und zusätzliche Balkone anbauen lassen möchte. Maßnahmen, die den Komfort steigern, aber auch zu steigenden Nebenkosten führen. Das sorgt genau wie die regelmäßig erfolgenden Mieterhöhungen nicht bei allen Bewohnern für Begeisterung. Wie im gesamten Kiez gibt es auch unter den Mietern im Haus die Angst vor Aufwertung und Verdrängung.

Denn frei werdende Wohnungen werden nach Angaben des Verwalters aufwändig renoviert und unter anderem mit Parkett ausgelegt. Bei Neuvermietungen liegt die Kaltmiete dann bei ungefähr 10 Euro pro Quadratmeter. Auf dem leeren Grundstück soll “in näherer Zukunft” ein Mietshaus mit Tiefgarage entstehen.

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Ein neuer Zaun und neue Vorgärten
Alles glänzt so schön neu

Was mal ein Beet werden will…

Unser Bezirk war grün. Genau genommen war der Bezirk noch ein Dorf und das Grün an der Florastraße, die um 1892 nach der römischen Göttin der Blumen und der Jugend benannt wurde, stammte von den vielen Gärtnereien die hier mit ihren Blumenfeldern betrieben wurden. Und wie sieht es heute auf den 1.130 Metern zwischen Wollankstraße und Garbátyplatz aus aus? Werden sie ihrer Namenspatronin gerecht? Jugend, ja die gibt es. Aber Blumen eher weniger. Doch es tut sich etwas. Die Baumscheiben im Florakiez werden von Anwohnern und engagierten Ladenbesitzern aufgehübscht.

Noch vor zwei Jahren musste Annie Rosenthal vom Café Schönhausen eine Bank entfernen, die sie um den Baum vor ihrem Lokal hatte bauen lassen. Der Grund: Es ist zwar im Bezirk bekannt, dass die Baumscheiben, also die Flächen um die Bäume herum, verkrauten und vermüllen. So ist es zwar erlaubt, „die Bepflanzung und Pflege einer Baumscheibe“ dauerhaft zu übernehmen. Doch in einem Schreiben von Inspektionsleiter Ralf Heymach vom Straßen- und Grünflächenamt in Pankow an florakiez.de heißt es: „Bauliche Anlagen (z.B. Zäune, Bänke, Schilder, Wasserspiele u.ä.) sind in den Baumscheiben auszuschließen“. Pankow hatte damit seine ganz eigene Bankenkrise geschaffen.

beetschoenhause

So sieht es heute aus…

Die Gewerbetreibenden an der Florastraße wollen der Verkrautung dieser Mini-Grünflächen nicht einfach zusehen. Zunächst war in diesem Frühling eine liebevoll bepflanzte und beschilderte Baumscheibe vor dem Café Eigenartich zu entdecken, dann noch eine vor einer Bäckerei nahe des S-Bahnhofs Pankow. Am anderen Ende hat das Café Tiriki Stiefmütterchen gepflanzt. Zu diesen Blumen kann man stehen wie man will, zumindest sehen sie besser aus als der Hundedreck, der sich unter vielen Bäumen im Florakiez findet.

In diesem Frühling hat Rosenthal aus dem Quadrat um die Bäume vor ihrem Lokal herum wieder einen Ort zum Verweilen geschaffen. Sie stellte Pflanzkübel und Bänke, wenn auch keine festinstallierten, auf und sorgt nun dafür, dass der Ort ansprechend ausschaut. Mit anderen Gewerbetreibenden möchte sie sich dafür einsetzen, dass dauerhafte Banklösungen in unserem Kiez doch erlaubt werden. Wer sich ebenfalls dafür engagieren möchte, kann sich im Schönhausen melden.

bankschoenhausen

…und so damals.

Weniger für Bänke, sondern für die Blumen und Pflanzen selbst setzt sich Andreas Gerts vom Wortraum in der Görschstraße ein. Er möchte einen Antrag auf Gelder aus dem Fördertopf des Bürgermeisters stellen, damit die Geschäftsleute an der Florastraße einen Zuschuss zur Begrünung bekommen.

Der Bepflanzung der Baumscheiben steht der Bezirk offen, gar dankbar gegenüber. Denn kleine Pflanzen tragen dazu bei, dass der Boden um den Baum herum aufgelockert wird. Wo etwas blüht, wird meistens kein Sperrmüll abgeladen, und Hundebesitzer werden durch die bunte Pracht auch zur Rücksichtnahme angehalten. Wer die Baumscheibe vor seiner Wohnung oder seinem Geschäft bepflanzt, der schafft eine win-win-Situation.

Dabei sollten ein paar Dinge beachtet werden, die auf der Seite des Umweltbüros Weißensee zusammengefasst werden. Wer „seine“ Baumscheibe einfassen möchte, muss vorher mit dem Tiefbauamt reden, denn auch hier gibt es Möglichkeiten, aber gleichzeitig auch Grenzen. So dürfen die Gehweg- und Straßeneinfassungen nicht verändert werden.  Es ist erlaubt, Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblumen anzupflanzen, auch Stauden und Gräser bis zu einer Höhe von 50 Zentimetern sind in Ordnung. Verboten sind Efeu, das um den Baum herum rankt, Gehölze und Rosen. Wer einmal einen kleinen Bambus in seinen Garten gesetzt hat, und fünf Jahre später in einem Hain lebte, in dem jeder Panda frohlocken würde, weiß warum: Gehölze wuchern und entziehen den Bäumen Wasser.

Ganz auf der sicheren Seite ist man, wenn man nicht nur die Vorschriften des Bezirks beachtet, sondern auch die Bauernregeln. Die besagen: „Pflanze nie vor der kalten Sophie“. Richtig losgehen kann es also nach dem 15. Mai, dann sind die Eisheiligen vorbei.

Kiezgesichter: Melanie Mühlstädt und Roland Sawitzki

Hier stellen wir in loser Folge bekannte Gesichter aus dem Florakiez in Pankow vor. Menschen, die jeder von uns schon einmal gesehen hat und die zu unserer Gegend gehören wie der M27er-Bus. Diese Woche haben Melanie Mühlstädt und Roland Sawitzki vom Café „Wo der Bär den Honig holt“ in der Florastraße 37 auf unsere Fragen geantwortet.

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Haben weder Bären noch Honig, aber Kaffee, Kuchen und Suppe: Melanie Mühlstädt und Roland Sawitzky

Funktion: Wir sind eine kleine Insel zum Runterkommen und Genießen. Der überwiegende Teil unserer Besucher sind Stammgäste, die mehrmals in der Woche kommen und hier Kuchen oder zu Mittag essen. Ein bisschen ist es hier wie in einer italienischen Espresso-Bar, wo jeder mal auf einen Schnack vorbei kommt.

Seit wann im Kiez: Wir haben im Oktober 2012 eröffnet. Wegen des Namens dachten viele hier zunächst, dass ein Honigladen eröffnet. Inzwischen aber ist das Missverständnis aufgeklärt und wir sind gut im Kiez angekommen. Beziehungsweise: Wir sind Teil des Kiezes geworden.

Mögen am Kiez: Wir haben drei Jahre nach dem passendem Lokal gesucht und an der Florastraße mögen wir einfach, dass es hier so durchmischt ist. Es gibt Alteingesessene und Zugezogene, das verleiht dem Ganzen die Atmosphäre eines Dorfes. Das ist auch für Urberliner wie uns schön, wenn nicht es sich nicht so anonym lebt. Allein auf dem kurzen Weg vom Bahnhof hierher treffen wir immer Leute, die wir kennen.

Sind genervt von…der Diskussion um die Zugezogenen. Die Debatte ist zu pauschal. Klar verstehen wir die Angst vor der Verdrängung, aber bei der Gentrifizierungsdebatte kommt es doch eher auf Stadtpolitik an als auf die Leute, die jetzt hierher ziehen.

An dem Tag an dem Tegel schließt… können wir nicht mehr im Park liegen und den Flugzeugen nachschauen.

Wenn nicht im Florakiez, möchten wir am liebsten leben in... Südirland! Melli hat vier Jahre lang in Irland gelebt und unser Traum wäre, irgendwann ein Bed&Breakfast dort zu betreiben.

Wünschen sich… Wir finden super, dass sich die Kiezbewohner und Inhaber der Geschäfte engagieren. Zum Beispiel über das Straßenfest können sich alle verbinden. Wir würden uns wünschen, dass es weiter so geht und wir hier noch viele Jahre hier unser Café betreiben. Außerdem würden wir uns freuen, wenn von den alten Geschäften an der Florastraße so viele wie möglich bleiben.

Frohe Ostern

Gerade wurde der Osterhase in Pankow gesichtet. Wo habt ihr in Pankow die meisten Eier gefunden? Im Bürgerpark oder in der Schönholzer Heide? Schreibt uns und schickt ein Bild zur Veröffentlichung. Das florakiez-Team wünscht allen Lesern frohe Ostern!

ostern

Parkplätze im Kiez: zu wenig für zu viele

 

Unmissverständlich

Vierfaches Verbot

Eines der größten Probleme rund um die Florastraße ist die Parkplatzsituation. Steigende Mieten sind ein Thema, manchmal auch der Fluglärm. Aber immer wieder ist von den vielen Autos und den wenigen Parkplätzen die Rede.

Vor ein paar Jahre war die Lage noch halbwegs entspannt. Doch jetzt wird viel gebaut und die Zahl der Einwohner steigt. Es ziehen neue Leute in den Kiez und gleichzeitig gibt es zahlreiche Parkverbote, weil Gehsteige erneuert oder Leitungen verlegt werden oder Baufahrzeuge sonst nicht um die Ecke kommen.  Außerdem verschwinden Brachflächen, die bislang offiziell oder inoffiziell als Parkplatz genutzt wurden.

Immerhin: die meisten Neubauten werden mit Tiefgarage errichtet. In der Mälzerei gibt es eine große Tiefgarage, in den Floragärten gleich mehrere und in der Heynstraße ist wie im unteren Teil der Görschstraße ebenfalls eine entstanden. Himmel und Erde, die Baugemeinschaften in der Gaillardstraße, das Brehme-Palais und die Baugruppe in der Pradelstraße bauen bzw. planen ebenfalls mit Tiefgarage. Doch es gibt es auch Neubauten, die darauf verzichtet haben. So die beiden Häuser im Knick der Brehmestraße mit immerhin 29 Wohnungen, die kleine Baugruppe gegenüber der Eulen-Apotheke und das Holzhaus in der Görschstraße mit 13 Wohnungen. Der Grund ist häufig der Preis. Für einen Tiefgaragenstellplatz muss man 20.000 bis 25.000 Euro kalkulieren, die eine Wohnung deutlich verteuern.

Fußgänger haben das Nachsehen

Die Fußgänger haben das Nachsehen

In Berlin gibt es bei Neubauten im Gegensatz zu anderen Städten keine Verpflichtung, Kfz-Stellplätze zu schaffen. Die entsprechende Regelung wurde 1996 abgeschafft, um den Flächenverbrauch einzudämmen. Bei der Modernisierung von Altbauten ist die nachträgliche Schaffung von Stellplätzen in den Pankower Sozialen Erhaltungsgebieten sogar ausdrücklich verboten, weil sie unter das Merkmal Luxus-Sanierung fallen. Für Fahrräder sieht das anders aus: Pro neu errichteter Wohnung müssen zwei Abstellmöglichkeiten geschaffen werden.

Zwar ist die Motorisierungsquote in der Hauptstadt vergleichsweise gering, auf 100 Haushalte kommen nur 56 Autos (bundesweit sind es 105), das nutzt dem Florakiez aber wenig. Denn a) reicht der Platz schon jetzt nicht mehr und b) ziehen viele Familien her, die tendentiell häufiger ein Auto besitzen. Das führt dazu, dass selbst an Wochenenden nicht genug Parkplätze vorhanden sind und man auf der Suche lang herumkurven muss. Das nervt sowohl die Autofahrer als auch die Anwohner, die ihre Wagen letztendlich überall abstellen – auch da, wo sie nicht hingehören.

Eine wirkliche Lösung für das Problem gibt es nicht. Glücklich können sich diejenigen schätzen, die einen der raren privaten Stellplätze ergattert haben und sich leisten können, für die inzwischen 80 bis 100 Euro Monatsmiete aufgerufen werden. Für Leute, die nicht täglich Auto fahren, kann Carsharing eine Möglichkeit sein. Familien nutzt das aber wenig, weil Angebote wie DriveNow oder car2go nicht darauf eingestellt sind. Da scheitert es schon an den Kindersitzen. Da der Florakiez sehr gut angebunden ist, sind auch zu Fuß gehen, Radfahren oder S- und U-Bahn eine Option.

Tiefgarage in den Floragärten

Tiefgarage in der Gaillardstraße

Dem Bezirk ist die Lage bewusst, er kann und will aber nichts machen. Auf die Kleine Anfrage der SPD, ob das Bezirksamt ein städtebauliches Konzept habe, um der wachsenden Nachfrage nach Parkplätzen gerecht zu werden, lautet die Antwort von Baustadtrat Jens-Holger Kirchner schlicht: Nein. Und warum regelt der Markt das Problem nicht von selbst, schließlich ist die Nachfrage doch hoch? Dafür, so Kirchner im Gespräch mit florakiez.de, seien die Grundstückspreise zu hoch. Der Bau von Kiezgaragen oder Parkhäusern rechne sich erst bei Stellplatzmieten von 120 bis 150 Euro. Und das seien nur die wenigstens Autofahrer zu zahlen bereit.

Es bleiben also vier Möglichkeiten: Weiter Herumkurven und das Auto schlimmstenfalls im Tiroler Viertel oder am Bürgerpark abstellen, weniger fahren, andere Mobilität (Carsharing) oder für einen Stellplatz tief in die Tasche greifen.

Mehr zum Thema:
Wo künftig gebaut wird
Baustellen-Rundgang

Eine Baustellenampel langweilt sich

Baustellenampel in der Florastraße

Baustellenampel in der Florastraße

Planmäßig in den Osterferien, doch anders als vorgesehen, geht es weiter mit dem Austausch der Wasserleitungen in der Florastraße. Ab heute sollte die Fahrbahn an der Kreuzung Florastraße/Heynstraße aufgerissen und die Leitungen unter der Straße ausgetauscht werden. Die Straße „queren“ nennen das die Berliner Wasserbetriebe. Die Autos wären mit einer provisorischen Ampel, die bereits vergangene Woche aufgestellt wurde, wechselseitig an der Baustelle vorbeigeführt worden. Man wollte die Osterferien nutzen, um den Bus 250 umleiten zu können, ohne Schülern Umstände zu bereiten. Doch die BVG fand keine Alternativroute. Die Mühlenstraße, die sich angeboten hätte, ist derzeit ebenfalls eine schwierige Strecke, da die Wasserbetriebe dort gerade an der Kanalisation arbeiten. Erstaunlicherweise war das den beteiligten Behörden und Unternehmen offenbar nicht bekannt. So wurden die Bauarbeiten an der Kreuzung Florastraße/Heynstraße in letzter Minute abgeblasen, und die provisorische Ampel wandert unverrichteter Dinge ein paar hundert Meter weiter. Nach Ostern, ab dem 22. April, soll jetzt erst einmal die Gaillardstraße gequert werden, danach folgt Anfang Mai die Florapromenade.

Und die Heynstraße? Die wird verschont, zumindest die Fahrbahn. Die Wasserbetriebe haben einen Weg gefunden, die Leitungen so zu verbinden, dass nur der Gehweg an der Kreuzung aufgerissen werden muss.  Wann das passieren wird, ist noch unklar. Somit ist auch unsicher, ob die Berliner Wasserbetriebe ihre Arbeiten in der Florastraße tatsächlich – wie geplant – Ende Juni abschließen können.

Mehr zum Thema:
Neue Wasserleitungen für den Florakiez

Buchtipps vom Buchsegler

Die Osterferien haben begonnen. Wer nicht wegfährt, der hat über die Feiertage Zeit zum Eier färben, Eier suchen, Spazierengehen und nicht zuletzt zum Eier essen. Die Seiten welcher Bücher man zwischendurch mit seinen schokobeschmierten Fingern umblättern könnte? Wiebke Schleser vom Kinderbuchladen Buchsegler in der Florastraße gibt Lektüretipps. Und weil der Frühling vor der Tür steht und alle raus und weg möchten, handeln viele der Geschichten von kleinen Forschern, Reisenden, Menschen- und Weltenrettern.

ostersegler

Zunächst wäre da der Anlass der Ferien: Was ist Ostern und warum feiern wir dieses Fest? Die Ostergeschichte von Anselm Grün (Herder Verlag, 32 Seiten, 12,95 €) erklärt in schöner Sprache und mit Illustrationen von Guiliano Ferri die im Grunde eher grausame Geschichte der letzten Tage im Leben Jesu für Kinder.
ostergeschichte

Kinder bis sechs werden durch das Buch Herr Rumpelpumpel fliegt weg (Boje Verlag, 48 Seiten, 12,99 €, Übersetzung Sigrid C. Engeler) von Jakob Martin Strid zum Lachen gebracht. Der Plot: Ein Sturm steuert auf die Stadt zu. Alle Häuser bleiben stehen. Alle bis auf eins: Herr Rumpelpumel wird mitsamt seiner Bude auf einen hohen Felsen geblasen. Lassen die Dorfbewohner ihn dort allein? Muss er verhungern und verdursten? Nein!

rumpelpumpel

Für Erstleser empfiehlt Schleser das Buch Bert und Bart retten die Welt (Sauerländer Verlag, 96 Seiten, 9,99 €, Übersetzung: Rolf Erdorf) von Tjibbe Veldkamp (Text) und Kees de Boer (Illustration). Darin geht es um zwei Jungen, die zum Leidwesen ihrer Mutter immer und ständig auf alles schießen, am liebsten auf Aliens. Als dann eines Tages tatsächlich die Zorks bei ihnen landen, retten sie mit ihrer Schießerei die Welt.

bart

Sicherere Leser können sich die Ferientage mit Schwupp und Weg (Dressler Verlag, 208 Seiten, 12,95 €) von Philipp Reeve (Text) und Sarah McIntyre (Illustrationen) vertreiben und trotzdem die Bilder genießen. Dieses Buch handelt von Oliver, der dank seiner Forschereltern immer unterwegs ist. Dabei freut er sich auf Zuhause. Aber kaum kommen sie endlich dort an, sind die Eltern wieder verschwunden. Oliver spürt ihnen nach, begegnet unterwegs einer wandernden Insel, die zu einem Schönheitswettbewerb reist und einer hässlichen Meerjungfrau. Können sie Oliver bei seiner Suche helfen?

schwupp

Wieder um die Rettung der Welt vor Außerirdischen, aber dieses Mal für Kinder ab 11, geht es in Happy Smekday oder der Tag, an dem ich die Welt retten musste (Ueberreuther Verlag, 448 Seiten, 16,95 €, Übersetzung: Anne Brauner) von Adam Rex. Und das passiert: Die Boovs fallen über die Erde her und wollen sie den Menschen wegnehmen. Sie halten uns für nicht besonders klug oder nützlich und finden es besser, wenn wir alle Platz machen und in einem US-Bundesstaat zusammenrücken. Das Mädchen Tip findet das gar nicht gut, da kommt ihr die Bekanntschaft mit einem abtrünnigen Boov namens J.Lo entgegen.

happysmokday

Als Hörspiel empfiehlt Schleser Fred im Reich der Nofretete (ultramar media, 15,90 €). Im Hörspiel von Birge Tetzner besucht der angehende Archäologe Fred, dessen Eltern auch Entdecker sind, seine Tante in Ägypten. In ihrer Bibliothek gibt es ein Geheimnis, und davon soll Fred nicht erfahren. Das Cover wurde übrigens von Hans Baltzer illustriert.

fred

 

Ein ganz besonderes Buch aus dem Florakiez hat der Buchsegler auch auf Lager: Die große Zooparade (Kleine Gestalten Verlag, 64 Seiten, 12,95 €) von Judith Drews. Darin werden Kinder spielerisch an Zahlen und Buchstaben herangeführt, denn der Zoo wird eröffnet und der Direktor lässt alle Tiere vorbeimarschieren. zooparade

Mehdorn kippt um

Hartmut Mehdorn (Foto: Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg)

Hartmut Mehdorn, aufrecht
(Foto: Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg)

Hartmut Mehdorn ist von der Straße abgekommen. Das ist der interessanteste Part der Aufsichtsratssitzung am Freitag. Der 71 Jahre alte Geschäftsführer des Flughafens verunglückte am späten Freitagabend auf dem Rückweg von Schönefeld nach Berlin. Er prallte mit seinem Audi A8 kurz vor der Autobahnauffahrt gegen die Leitplanke. Die Limousine kippte auf die Seite. Mehdorn, der selbst am Steuer saß, blieb unverletzt und kam mit dem Schrecken davon. Ein sofort durchgeführter Alkoholtest blieb nach Angaben der Polizei „unauffällig“. Mehdorn konnte die Fahrt im Fahrzeug von Klaus Wowereit fortsetzen, der ebenfalls auf dem Weg nach Hause war.

In Sachen BER-Eröffnung und Tegel-Schließung gibt es hingegen nichts Aufregendes zu berichten. Der Aufsichtsrat befasste zum wiederholten Male mit den steigenden Kosten. Offenbar werden für Schallschutz und den Umbau der berühmt-berüchtigten Brandschutzanlage weitere 1,1 Milliarden Euro benötigt. Das Geld wurde allerdings noch nicht bewilligt. Sicher ist nur: Der Flughafen wird teurer als die momentan veranschlagten 4,6 Milliarden Euro. In Sachen Eröffnungstermin gibt es keine Neuigkeiten. Der Umbau der Brandschutzanlage hat noch nicht begonnen. Da Siemens dafür 18 Monate veranschlagt, sieht es eher nach Frühjahr 2016 als nach Herbst 2015 aus.

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Zauneidechsen und Altlasten – Überraschungen auf dem Nassen Dreieck

Sicht aus der S-Bahn

Blick aus der S-Bahn auf das Nasse Dreieck

Auf dem Nassen Dreieck zwischen Pankow und Wedding leben mindestens 50 Zauneidechsen. Das ist eine der Erkenntnisse der Informationsveranstaltung am Dienstagnachmittag im Rathaus Pankow. Rund 20 Interessierte waren in den Ratssaal gekommen, die meisten aus kinderpädagogischen Projekten, aber auch Anwohner, Naturfreunde und zwei Polizisten der Abteilung Städtebauliche Kriminalprävention des Landeskriminalamts. Christoph Funk von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt stellte zusammen mit Jeanette Münch vom Jugendamt Pankow und einem Vertreter des Büros für Landschaftsentwicklung Fugmann/Janotta die bisherigen Planungen vor. Wie berichtet, soll das Nasse Dreieck ein Naturraum für alle Generationen werden. Mit einem Naturerfahrungsraum für Kinder, Ballspielmöglichkeiten, Erholungszonen und viel sich selbst überlassener Natur. Das Nasse Dreieck wird eingebunden in das Grüne Band und soll weiterhin an die Mauer erinnern, denn das Gelände ist Teil des ehemaligen Kolonnenwegs der DDR-Grenzsoldaten. Das meiste der vorgestellten Ergebnisse war bereits bekannt.

Giftstoffe im Boden

Eine große Unbekannte dagegen ist, welche Altlasten im Boden des Nassen Dreiecks schlummern. Klar ist bisher nur, dass das Grundwasser in dem Gebiet belastet ist. Die Senatsverwaltung vermutet, dass die Deutsche Reichsbahn zu DDR-Zeiten früher Schlacken ihres Gaswerkes an der südlichen Spitze des Geländes verklappt hat. Sicher ist das aber nicht. Der Bezirk wurde informiert und aufgefordert, mit dem Eigentümer des Grundstücks, der Deutschen Bahn, zu sprechen. Der Bezirk könnte die Bahn anweisen, den Boden zu erkunden, Bohrungen vorzunehmen und eventuelle Altlasten zu entsorgen. Doch zum Verdruss der Senatsverwaltung ist der Bezirk bisher sehr zurückhaltend. Kleiner Trost: Auf der Oberfläche soll es keine Giftstoffe geben, eine unmittelbare Gefahr für spielende Kinder bestehe daher nicht.

Poller gegen kaputte Sofas

Die abwartende Rolle des Bezirks war einer der Hauptkritikpunkte auf der Veranstaltung. So hat eine Vertreterin des Berliner Netzwerks für Grünzüge darauf hingewiesen, dass sie bereits im August 2013 den Antrag eingereicht hätten, am südlichen Zugang zum Nassen Dreieck Poller aufzustellen. Damit könnte die Verbindung in den Wedding und nach Prenzlauer Berg wieder geöffnet werden, ohne das erneut Autos auf das Nasse Dreieck fahren und dort kaputte Sofas und anderen Müll abladen. Der Antrag wurde vom zuständigen Bezirksausschuss angenommen. Seitdem ist jedoch nichts mehr passiert. Die zuständigen Stadträte, Kirchner (Stadtentwicklung/ Grüne) und Kühne (Umwelt und Ordnungsamt/ CDU) kennen das Problem, gehen es aber nicht an, so der Vorwurf.

Jeanette Münch, Jugendamt Pankow

Jeanette Münch, Jugendamt Pankow

Schließlich wurden alle Anwesenden aufgefordert, selber Vorschläge zu machen. Dafür standen Tafeln bereit, auf die jeder Stichworte schreiben konnte. Die Wünsche waren vielseitig: Barfußpfad, Insektenhotel, Zirkuswagen, Grillplatz, Baumaterialien für Kinder, Wasserspielmöglichkeiten,…  Extra notiert wurde der Hinweis von zwei Pädagoginnen, dass die Brehmestraße immer gefährlicher werde. Es müsse ein sicherer Übergang geschaffen werden, zum Beispiel durch einen Zebrastreifen. Nur so könnten Kinder zukünftig auch alleine zum Nassen Dreieck gehen. Im nächsten Schritt werden die Vorschläge darauf hin überprüft, ob sie in Übereinstimmung mit dem Pflege- und Entwicklungsplan und dem Landschaftsschutzgebiet stehen. Beete, die einzelnen Freizeitgärtnern gehören, stehen zum Beispiel im Widerspruch mit dem Grundsatz, dass der öffentliche Naturraum für alle da sein soll.

Noch ist das Nasse Dreieck allerdings kein öffentlicher Raum. Der Eigentümer, die Deutsche Bahn, duldet lediglich die Nutzung des Geländes. Übergeben wird es erst, wenn die Dresdner Bahn in Tempelhof wieder fährt – als Ausgleichsmaßnahme für die damit verbundene Zerstörung von Natur im Süden Berlins.

Auf diesem Wege sind auch die Zauneidechsen im Nassen Dreieck ansässig geworden. Die Bahn hat sie auf dem Gelände ausgewildert, nachdem Bahnmitarbeiter die bis zu 20cm langen Echsen auf anderen Baustellen einzeln mit einem Käscher eingefangen hatten. Ein mühseliges aber von der EU vorgeschriebenes Unterfangen, denn die Zauneidechse gilt als stark gefährdet und steht unter besonderem Schutz. Ausgesetzt wurden die grün-braunen Reptilien entlang der Gleise (Richtung Bahnhof Pankow), abgegrenzt durch einen extra dafür aufgestellten Blechzaun. Doch die Echsen sind umtriebig und erobern sich nach und nach die gesamte Fläche – so wie wir Menschen auch.

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Wie geht es weiter mit dem Nassen Dreieck?

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